Was ist eigentlich ein Balkonkraftwerk?
Bei einem Balkonkraftwerk handelt es sich um eine Solaranlage im Miniformat, die auch als Mini-PV-Anlage, Plug & Play-Solaranlage oder Stecker-Solaranlage bekannt ist. Das kleine Kraftwerk muss nicht auf dem Dach eines Hauses angebracht werden, sondern kann ganz praktisch auf einem Balkon oder wahlweise einer Terrasse Platz finden. Mit einem Stecker lässt sich die Anlage schließlich mit dem Stromnetz vom Haus oder der Wohnung anschließen.
Zugegeben: Diese Balkonkraftwerke sind nicht mit den klassischen Photovoltaikanlagen zu vergleichen, die inzwischen auf vielen Hausdächern zu sehen sind. Das liegt dran, dass das Balkonkraftwerk deutlich kleiner und einfacher gehalten ist. Dennoch lässt es sich vorteilhaft nutzen und erfüllt somit seinen Zweck.
Jeder Haushalt, der sich demnach für ein Balkonkraftwerk interessiert, kann das System einfach selbst installieren und in Betrieb nehmen – zumindest laut der Aussage verschiedener Anbieter. Je nach Variante ist es jedoch nötig, einen neuen Stromzähler zu installieren oder einen Elektriker zu involvieren, der eine sogenannte Wieland-Steckdose einbezieht. Daher beschäftigen wir uns näher mit der Materie, um verschiedene Passagen rund um das Balkonkraftwerk zu durchleuchten.
Damit das Balkonkraftwerk funktionieren kann, sind ein oder zwei Solarmodule sowie ein Wechseltrichter nötig. Diese dürfen allerdings höchstens 600 Watt Peak erreichen. Wer mehr Module einbeziehen möchte, muss den Wechseltrichter auf eine Leistung von 600 Watt Peak drosseln. Damit soll das Hausnetz bestmöglich vor einer Überbelastung verschont werden.
Die Solarmodule können nun die gewonnen Sonnenenergie in Gleichstrom verwandeln. Somit ist der entstandene Strom direkt per Stecker für das Haus oder die Wohnung verwendbar. Folglich kann jeder Haushalt den eigens produzierten Strom für Kühlschrank, Küchenherd, Fernseher, Computer und vieles mehr nutzen. Das Besondere: Obwohl die Elektrogeräte den durch Sonnenenergie entstandenen Strom nutzen, bleibt der Stromzähler stehen. Erst zum Zeitpunkt, an dem das Balkonkraftwerk nicht mehr ausreichend Arbeit leistet, greift das System wieder auf den herkömmlichen Netzstrom zurück.
Darf jeder Haushalt Balkonkraftwerke benutzen?
Seit wenigen Jahren – genau genommen seit 2017 – darf jeder Haushalt ein kleines Kraftwerk bei sich auf dem Balkon oder der Terrasse installieren. Das ist der VDE-Norm 0100-551-1 zu verdanken, die besagt, dass jeder Haushalt ein Balkonkraftwerk mit Wechselrichterleistung von 600 Watt Peak verwenden darf. Allerdings müssen Mieter vor der Installation den Vermieter um Erlaubnis bitten. Für Wohnungseigentümer gilt, die Wohnungseigentümergemeinschaft einzubeziehen.
Das ist wichtig, da es im Zuge der Installation zu gewissen Baumaßnahmen kommen kann, die besprochen und genehmigt werden müssen. Neben Löchern in der Hausfassade können Umbauten nötig sein, um das kleine Kraftwerk an Balkon oder Terrasse überhaupt anbringen zu können.
Wie groß ist das Balkonkraftwerk?
Wie bereits erwähnt, darf das Balkonkraftwerk die Leistungsgrenzen von 600 Watt Peak nicht überschreiten. Damit das gelingt, muss für die Mini-PV-Anlage zwingend ein Wechselrichter eingebunden werden. Dieser sorgt für die notwendige Drosselung und einen reibungslosen Ablauf bei der Stromerzeugung. Somit ist es rein theoretisch möglich, mehrere Sonnenmodule an den Balkon oder die Terrasse anzubringen. Damit ließe sich eine höhere Leistung von mehr als 600 Watt Peak erzielen, ohne das Energieaufkommen von 600 Watt zu übersteigen. Das wäre vor allem bei Schlechtwetterphasen ein großer Vorteil.
Demnach könnten vier Sonnenmodule selbst bei wenig Sonnenintensität, wie es oftmals im Winter der Fall ist, noch ausreichend Energie erzeugen. Somit wäre es trotz aller Widrigkeiten immer noch möglich, den Kühlschrank oder den Fernseher zu betreiben. Bei kleineren Balkonen lässt das geringe Platzaufkommen hingegen kaum die Anbringung von mehreren Sonnenmodulen zu. Dennoch gelingt es, auch von wenigen Sonnenkollektoren zu profitieren und bei Bedarf ganz einfach Strom über das Hausnetz zu beziehen.
Das kleine Kraftwerk für den Balkon ist im Hinblick auf Photovoltaikanlagen deutlich kostengünstiger und deshalb selbst für kleine Haushalte sehr interessant. Eine Plug & Play Solaranlage, die ungefähr 300 Watt Peak erzielt, ist bereits zwischen 500 Euro und 1.000 Euro erhältlich. Die Zusatzmaterialien für Anbau, ein Wechselrichter sowie ein Wieland-Stecker sind im Set sogar meistens inbegriffen. Somit lässt sich der durch Sonnenenergie erzeugte Strom direkt über eine Steckdose im Haushalt nutzen. Die angebotenen Solarmodule enthalten sogar – je nach Anbieter - oftmals eine Garantie von 25 oder 30 Jahren.
Doch die Investition eines Balkonkraftwerks umfasst nicht nur den Einkaufspreis. Haushalte sollten durchaus weitere Kostenpunkte bedenken, die sich durch den Anbau an Balkon oder Terrasse auftun können.
Die Anbringung eines Balkonkraftwerkes soll verschiedenen Anbietern zufolge sogar von Laien möglich sein. Dennoch sollte die Mini-PV-Anlage nicht irgendwie an den Balkon angebracht werden. Tatsächlich arbeitet das kleine Kraftwerk nämlich nur dann effizient, wenn es optimal ausgerichtet ist und reichlich Sonnenenergie tanken kann. Die perfekte Ausrichtung ist im Zweifelsfall also immer von einem Profi vorzunehmen. Dieser schaut sich vor Ort die genauen Gegebenheiten an und kann im Bedarfsfall Tipps geben, wo das Balkonkraftwerk am besten unterzubringen ist. Natürlich unterstützt er die Arbeit und hilft bei der Installation. Dieser Aufwand kann mit zusätzlichen 1.000 Euro veranschlagt werden – der Stromanschluss ist jedoch noch nicht inkludiert. Wer sich also die Installation eines Kraftwerks für den Balkon nicht selbst zutraut, muss eventuell mit höheren Anschaffungskosten rechnen.
Viele Haushalte verfügen kaum über den nötigen Wieland-Stecker, der jedoch für das Balkonkraftwerk maßgeblich ist. Dieser ist zwingend von einem Elektroinstallateur für das Hausnetz anzubringen. Wer keine Bekannten oder Verwandten für diese Arbeit bemühen kann, muss zwingend einen Auftrag bei einer Firma aussprechen. Der Aufwand der Arbeit ist nicht groß. Eine Aufputz-Wieland-Steckdose ist schnell angebracht und angeschlossen. Dennoch muss diese Tätigkeit bezahlt werden. Mit Anfahrt und Anbringung des Steckers fallen somit nochmals 100 Euro bis 200 Euro an.
Ist kein Stromanschluss am Balkon oder auf der Terrasse vorhanden, muss eine zusätzliche Anbringung ins Auge gefasst werden. Somit lässt sich die Stromversorgung vom Balkonkraftwerk zum Stromkasten gewährleisten. In den meisten Fällen ist dazu eine Bohrung im Mauerwerk und durch die Fassadendämmung nötig. Hier lassen sich im Anschluss Stecker nebst Kabel integrieren, um eine hervorragende Stromnutzung unterstützen zu können. Neben der Genehmigung von Vermieter oder WEG ist der Arbeitsaufwand durch eine Profi-Firma einzuplanen. Dadurch können Kosten von zusätzlichen 300 Euro bis 1.000 Euro anfallen.
Zahlreiche Häuser und Wohnungen verfügen leider noch über ältere Stromzähler. Beim Einspeisen von selbstproduziertem Strom laufen die in die Jahre gekommenen Stromzähler jedoch rückwärts. Dieser Umstand ist nicht erlaubt, weil somit der tatsächliche Stromverbrauch manipuliert wird. Aus diesem Grund ist vor der Anbringung des Balkonkraftwerks der Stromzähler genau zu überprüfen und bei Bedarf auszutauschen. In diesem Rahmen ist ein Stromzähler mit Rücklaufsperre wichtig. Diese kosten je nach Modell und Anbieter zwischen 50 Euro und 100 Euro.
Wie viel Geld lässt sich mit einem Balkonkraftwerk einsparen?
Um unabhängig von Stromanbietern zu sein und die steigenden Strompreise zu umgehen, sind Balkonkraftwerke gefragter denn je. Trotz der Anbringung von Sonnenkollektoren sowie Installation der nötigen Technik amortisiert sich die Investition in jedem Fall. Dies ist bereits nach wenigen Jahren der Fall, wenn man den Einkaufspreis mit den aktuellen Strompreisen gegenüberstellt.
Beispiel: Der Strompreis lag im Jahr 2022 bei 0,362 Cent pro Kilowattstunde (kWh).
Dabei gilt: Sollte der Strompreis auch künftig weiter ansteigen, kann das Balkonkraftwerk nur schwerlich ausreichend Strom für das ganze Jahr produzieren. Für diese Arbeit sind größere Photovoltaikanlagen für Hausdächer besser geeignet. Das liegt daran, dass die Mini-PV-Anlage bei schlechten Wetterbedingungen nicht die Leistung erbringen kann, die sich viele Haushalte wünschen. Das bedeutet, dass in gewissen Phasen im Jahr trotz aller Bemühungen dennoch auf Netzstrom zurückgegriffen werden muss. Dennoch kann das Balkonkraftwerk wertvolle Dienste leisten und für gewisse Stromeinsparungen sorgen, die sich bei vielen Haushalten durchaus bemerkbar machen kann.
Somit ist es möglich, nach der Installation des kleinen Kraftwerkes auf dem Balkon die Kosten in rund vier bis fünf Jahren wieder wettzumachen und sich über eigens erzeugten Strom erfreuen zu können.
Welche Elektrogeräte lassen sich mit einem Balkonkraftwerk versorgen?
Da das kleine Balkonkraftwerk nur über eine Nennleistung von 600 Watt Peak verfügen kann, ist es nicht möglich, alle Elektrogeräte eines Haushalts mit Strom zu versorgen. Dennoch gelingt es, einige Gerätschaften zu betreiben. Welche Elektrogeräte mit dem Kleinkraftwerk laufen, lässt sich ganz leicht ermitteln. Dazu ist es lediglich nötig, die Wattzahl bei Inbetriebnahme zu kontrollieren.
Anhand dieser Zahlen lässt sich erkennen, dass sich bei optimaler Wetterlage eher Internet, Fernseher, WLAN-Router oder Kühlschrank mit dem selbstgewonnenen Strom betreiben lassen. Es ist sogar möglich, die Spielkonsole oder Soundanlage mit dem Balkonkraftwerk zu versorgen. Das spart über das gesamte Jahr betrachtet reichlich Geld ein - selbst dann, wenn die Geräte nur teilweise über den Tag verteilt verwendet werden.
Was ist beim Aufbau zu beachten?
Vor dem Aufbau des Balkonkraftwerks sollten verschiedene Punkte genau bedacht werden: Ist der Vermieter einverstanden? Weiß die Wohnungseigentümergemeinschaft Bescheid? Gibt es gewisse Klauseln, die es zu bedenken gilt? Erst nach dem Abklären und Einholen verschiedener Genehmigungen ist es ratsam, einen Kauf in Betracht zu ziehen.
Zudem ist genau zu kontrollieren, wie aufwendig die Installation wirklich ist. Viele Hersteller von sogenannten Plug & Play Solaranlagen versichern, dass das Balkonkraftwerk bereits nach Anbringung der Sonnenmodule betriebsbereit ist. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Haushalte, die nicht über die nötigen Fachkenntnisse verfügen müssen spätestens beim Anbringen des Wieland-Steckers einen Profi um Rat bitten. Dieser muss unter Umständen nicht nur den Stecker richtig setzen, sondern im Bedarfsall auch neue Verkabelungen von der Mini-PV-Anlage bis zum Sicherungskasten legen.
Entsprechen die Stromzähler zudem nicht dem neuesten Standard, ist ein neues Modell mit Rücklaufsperre zu involvieren oder alternativ ein Zweirichtungszähler zu installieren. Diese Umrüstung darf jedoch der Haushalt nicht selbst vornehmen, sondern ist vom hiesigen Netzbetreiber zu tätigen.
Wie sich erkennen lässt, ist es häufig nicht möglich, das Balkonkraftwerk direkt nach dem Anbringen in vollem Umfang zu nutzen. Das kann zwar durchaus der Fall sein, doch viele Haushalte sollten sich zunächst mit den Gegebenheiten beschäftigen, um das kleine Kraftwerk rundum ausschöpfen zu können.
Welcher Standort ist für das Balkonkraftwerk zu bevorzugen?
Um das Balkonkraftwerk vorteilhaft nutzen zu können, ist ein guter Platz auszuwählen. Das kleine Kraftwerk erhält demnach ausreichend Sonnenlicht und kann dieses ideal in Strom umwandeln. Daher ist ein möglichst schattenfreier Ort in Südrichtung zu bevorzugen, um optimal von der Mini-PV-Anlage profitieren zu können. Somit ist es möglich, dass das kleine Kraftwerk mit 300 Watt Peak in 30 Prozent Neigung um die 300 kWh jährlich erzeugt.
Dabei gilt es zu bedenken, dass der Sonnenwinkel eine entscheidende Rolle spielt. In Norddeutschland muss zudem mit einer geringeren Stromerzeugung gerechnet werden als in Süddeutschland. Doch selbst bei schlechteren Wetterbedingungen oder weniger Sonneneinstrahlung kann sich ein Balkonkraftwerk in jedem Haushalt lohnen. Interessierte, die vorab die Grundlast ermitteln möchten, können ein Energieverbrauchsmessgerät nutzen. Dieses ist mit den Elektrogeräten zu verbinden, um so den Verbrauch zu kontrollieren. Addiert man die jeweiligen Geräte des Haushalts, lässt sich die aktuelle Grundlast bestimmen.
Muss ich das Balkonkraftwerk beim Netzbetreiber anmelden?
Eine Balkonsolaranlage ab 600 Watt gilt als meldepflichtig. Ist das Balkonkraftwerk also durch einen Stecker mit dem Haushalt verbunden, muss es beim Netzbetreiber sowie beim Marktstammdatenregister angemeldet werden. Dazu sind die örtlichen Stadtwerke sowie der Energieversorger zu kontaktieren. Sollte nicht direkt klar sein, wer der Ansprechpartner ist, kann die aktuelle Stromrechnung Aufschluss bieten.
Hinweis: Wer sein kleines Kraftwerk nicht anmeldet, muss nach Paragraph 21 der MaStRV (Marktstammdatenregisterverordnung) mit einem Bußgeld in dreistelliger Höhe rechnen.
Wer schon immer mit einem Balkonkraftwerk geliebäugelt und eine Absprache mit dem Vermieter oder der Wohnungseigentümergemeinschaft getroffen hat, kann durchaus von seinem kleinen Kraftwerk profitieren. Spätestens nach fünf Jahren hat sich die Anschaffung amortisiert, so dass sich die Stromkosten auf das Jahr betrachtet gelungen reduzieren lassen. Wichtig ist, das Balkonkraftwerk ideal zu installieren, auch wenn das bedeutet, in einigen Bereichen einen Experten zu involvieren. Durch die professionelle Anbringung kann schließlich das ganze Potential der Mini-PV-Anlage ausgeschöpft werden. Es ist allerdings empfehlenswert, das Gerät beim Netzbetreiber und Marktstammdatenregister zu melden, um keine bösen Überraschungen in Kauf nehmen zu müssen. Sind alle Punkte bedacht, steht der sorgenfreien Produktion eigenen Stroms nichts mehr im Wege.